Es ist so viel Zeit vergangen.
Es hat mindestens genauso lange gebraucht mich von der Arbeit zu erholen, wie die Dauer der Arbeitszeit selbst. Bald sind es sechs Monate. Eine lange Zeit. Und doch ging es schnell vorbei. Eine prägende Zeit. Eine Zeit voller Einbußen, Rückschritten, Lernen, Aufatmen, Stillstand, Bedrängnis, Ängsten, Wut und Taubheit. Der Kopf überfüllt mit Reizen, die sortiert und verarbeitet werden müssen.
Der Neubeginn von
Freundschaften und das Ende der Normalität.
Ein Virus, der um die Welt
geht, wie eine neu entdeckte Star Ikone. Eine mächtige Struktur und trotzdem
nicht greifbar. Der Mensch kann nur verlieren. Am Ende seines Lebens muss er
loslassen, die Kontrolle abgeben, wann auch immer das sein mag.
Endlich kann der Mensch
Menschsein, Pausieren. Wir sind Gefangene dieses Systems. Konsum und Kommerz
als Religion der Moderne. Das Streben nach Perfektion und Vollkommenheit. Aufstreben
wollen. Weiterkommen wollen. Fortschritt bewerkstelligen. Funktionieren können.
Alles kommt nun zur Ruhe. Die schnelllebige Gesellschaft muss innehalten. Verweilen.
Für manche ein
unausweichliches Desaster mit dem Wunsch nach Rückkehr zur Normalität. Für
andere die Chance sich endlich ausklinken zu können ohne schlechten Gewissen. Der
Geist wird klarer, der Verstand ungetrübt. Angespanntheit und Abgeschlagenheit
lassen los. Wir tauchen ein in eine Welle des Nichtstuns, der Regungslosigkeit.
Ein vorübergehender Zustand, der wohltut, wie Balsam auf der Seele.
Wie aber wird es danach sein?
Wie kann es weiter gehen?
Was nehmen wir mit als
Lernerfolg?
Was lassen wir los, womit
fangen wir an?
Wie kann es gut werden ohne
überfordernde Hindernisse?
Und wer weiß eine Antwort?
Es wird sich zeigen.