Fremdkörper ohne Daseinsberechtigung

Im Grunde genommen bin ich unzufrieden. Mit dem was ich bin, was ich tue, was ich habe.

Je mehr ich mich darum bemühe alles „perfekt“ zu machen, desto unzufriedener und unglücklicher werde ich. Das ständige Gefühl etwas übersehen zu haben. Ich habe mich (immer) noch nicht gefunden. Bin letzten Endes auch nur eine Schablone anderer. Ein bisschen von dem, ein bisschen vom anderen. Ich probiere mich aus, teste den für mich am idealsten Weg und bin dabei überfordert. Will ich überhaupt den besten, den einen Weg?

So viele Einflüsse, so viele Möglichkeiten, so viele Gedankengänge. Je mehr Input ich habe, desto mehr lebe ich das Leben der Anderen.

Was willst du? Was will ich wirklich?

Wie gut müssen es doch die Menschen haben, deren Radius nicht größer ist als den Horizont, den sie erblicken. Wie viel einfacher und unkomplizierter müssen ihre Sorgen, Ängste und Anstrengungen sein. Ich wünsche mir so sehr klare Gedanken, ehrliche Worte und ein zufriedenes Herz. Und wieder einmal entsteht da das Gefühl eines Fremdkörpers, der nicht hierhergehört.

Aus: Von Anderswo und anderen Orten

Ich kann die Zeit meines Lebens verlängern, indem ich den Rhythmus durchbreche und damit das Bewusstsein für den aktuellen Moment schärfe.

Den Rhythmus durchbrochen zu haben, öffnet mir die Augen und zeigt mir eine ganz neue Sicht auf die Zeit. Dort, wo Routinen mein Handeln führt, stirbt die Aufmerksamkeit.

Der Moment des Augenblicks

Der Moment des Augenblicks in dem du den Augenblick selbst wahrnimmst, ihn erfasst und von außen betrachtest, in dem Moment, in dem er schon wieder der Vergangenheit angehört.

Nicht greifbar, nicht fassbar, flüchtig wie gasförmiges Element.

Du kannst ihn nicht festhalten, nicht aufhalten, nicht einfrieren oder einrahmen.

Der Moment des Augenblicks in einem Zeitfenster zu klein als dass wir ihn begreifen könnten.

Schon wieder vorbei.

Jetzt.

Schon wieder vorbei.

Position halten

Ich habe keine Zeit.

Ich auch nicht.

Wir nehmen uns keine Zeit.

Füreinander.

Miteinander.

Zueinander.

Meine Zeit ist begrenzt.

Meine Zeit ist belegt.

Meine Zeit ist bewegt.

Sie sollte so ein, wie ich sie gerne ausgefüllt haben möchte.

Nach meinen Bedingungen.

Nach meinen Vorstellungen.

Der andere hat sich nach mir und meinen Plänen zu richten.

Viele Verabredungen, viele Termine.

In dem Kalender des anderen.

Er sagt mir immer wieder wann und wo.

Und ich?

Habe mich seinen Ideen zu fügen oder ich gehe leer aus.

Dann gehe ich lieber leer aus.

Einsam bin ich so oder so.

Was will ich da Freundschaft erzwingen.

Beziehungen einseitig pflegen.

Ich will keine fixen Termine.

Keine festen Zeiten.

Bei denen meine Wünsche und Bedürfnisse unter gehen.

Dann bleibe ich lieber für mich.

Allein – nicht einsam – bin ich sowieso.

Die Spiegel der Vergangenheit

Die ganze Zeit zu denken und zu behaupten, man bräuchte wenig, es aber in der Umsetzung nicht bewältigt bekommt, hinterlässt ein Gefühl des Versagens, der scheinbaren Schwierigkeiten, die eigentlich keine sind, weil es nur der „Minimalismus der Reichen“ ist.

Festzustellen, dass man von dem Wunschdenken der Unabhängigkeit, frei von Perfektion und Verpflichtungen, die über die Grundbedürfnisse hinaus gehen, weit entfernt ist.

Getrieben von Perfektion möchte man am liebsten schon morgen am Ziel angelangt sein, den Konsum perfekt kontrollieren zu können mit einer gewissen Leichtigkeit, Gelassenheit und entspannter Sichtweise, die Spaß an Optimierungen zulässt. Stattdessen überkommt einem die Müdigkeit des Tages, die Kraftlosigkeit der Unerreichbarkeit der Ziele.

Und man irrt wieder umher, wie ein schwarzes verlorenes Schaf ohne Hoffnung, ohne Erleichterung und Unbeschwertheit. Die Nachklänge der Vergangenheit, die man nicht vergessen und stattdessen viel zu starken Einfluss auf mein Handeln im Hier und Heute haben. Sie nehmen sich den Raum und den Platz der Gedanken, werfen mein Ich um Jahre zurück und lassen mich erneut wie ein selbst programmierter Roboter agieren.

Schwermütige Traurigkeit möchte sich weniger durch das Haben als viel mehr durch das Sein definieren dürfen.

Radikalität

Indiskret.

Auf dem direkten Weg.

Ohne Vorankündigung.

Keine Anzeichen.

Unerwartet.

Brutal.

Ohne Rücksicht auf Verluste.

Mit voller Wucht.

Machtlos.

Schockierend.

Radikal.

Nie mehr

Hallo, da bist du ja wieder.

Ein ungebetener Gast.

Ungewollt, ungefragt, energieraubend.

Ich habe nicht verlangt, dich wieder zu sehen.

Wollte dich für immer aus meinem Leben ausschließen.

Jetzt hast du es wieder geschafft, dich einzunisten.

Rücksichtslos durch die Hintertür.

Nimmst mir die Lust und die Freude zu atmen.

Schwermütige, bleierne Gedanken.

Sie haben mich fest im Griff.

Keine Kraft zu lächeln, ungefilterte Reize bahnen sich ihren Weg.

Ich bin doch so ein chronischer Fall.

Manifestiertes Leiden.

Will nicht mehr kämpfen müssen, einfach nur noch frei sein wollen.

Weit weg und nie wieder umkehren.

Nicht zurückblicken, nur nach vorne sehen.

Mich nicht mehr quälen müssen.

Nie mehr.

Ziellos

Gedankenströme, die fließen.

Kommend und gehend.

Tagein, tagaus.

Eine tickende Uhr.

Will sie nicht hören, nicht sehen, nicht fühlen.

Will im Jetzt stehen bleiben, den Augenblick wahrnehmen und bestaunen.

Sorgenlos, unbeschwert, frei.

Wozu Ziele? Kurzfristige, mittel – oder langfristige?

Will nicht weiter als bis morgen sehen.

Heute ist schon genug, der Morgen gerade so tragbar.

Ohne Plan, ohne terminliche Festlegung.

Einfach hineinleben, in das was kommt.

Das Leben und seine Strömungen geben den Rhythmus vor.

Die Bewegung der Kreisläufe.

Alles ist im Fluss.

Will niemand bestimmtes sein müssen, kein Streben, kein Begehren nach Dingen, die ich noch nicht besitze.

Einfach einfach sein.

Reduziert, minimiert auf das Wesentliche, das Zentrale.

Keine Definition meiner selbst.

Ein reiner Zustand im Einssein mit sich selbst.

Auf dem Weg

Geschafft.

Vorbei.

Erledigt.

Abgehakt.

Zumindest für jetzt.

Zumindest zeitweilig.

Zumindest vorübergehend.

Zumindest für diesen Abschnitt.

Erleichterung.

Druckabfall.

Aufatmend.

Verzeihend.

Mit dem Wissen, dass es das nicht gewesen ist.

Mit dem Wissen, dass es wieder kommen wird.

Mit dem Wissen, dass es Arbeit bleiben wird.

Mit dem Wissen, dass ich mir selbst genüge bin.

Alternd.

Voranschreitend.

Bewegend.

Wachsend.

Mit dem Blick nach vorne gerichtet.

Mit dem Blick auf meine Fähigkeiten gerichtet.

Mit dem Blick auf meine Energie gerichtet.

Mit dem Blick auf meine Willenskraft gerichtet.

Es sollte so sein.

Es sollte so kommen.

Es wird wieder so sein.

Es darf wieder so kommen.

Gefühlen Raum schaffen.

Gefühlen Atem einhauchen.

Gefühlen Dasein ermöglichen.

Gefühlen Loslassen gestatten.

So lange, bis ich weiß wer ich bin.

So lange, bis ich weiß was ich will.

So lange, bis ich mit mir im Einklang bin.

So lange, bis Anstrengung Selbstverständlichkeit wird.

Auf dem Weg.

Modikonflikt

ängstliches Kind

Nicht da sein wollen.

Nicht existieren wollen.

Weil hier sein bedeutet, Verantwortung übernehmen zu müssen.

An sich arbeiten, um besser zu werden im Existieren, dass es erträglicher wird zu sein.

Wäre dieser Tag nicht schon zu Ende, wäre die die Quälerei nicht schon vorbei.

Eine Hülle, die funktioniert.

Eine funktionierende Hülle.

Die funktionieren MUSS.

fordernder Elternteil

Es wird von dir erwartet zu sein, zu geben, zu existieren.

Ob du nun willst oder nicht.

ängstliches Kind

Lieber nicht mehr sein.

Lieber nicht mehr existieren.

gesunder Erwachsener

Aber ich will leben.

Weil leben mehr bedeutet als nur zu sein, zu existieren als trostlose Hülle.

Es sollte lebenswert sein.

Das Leben.

Nach meinen Werten, meinen Ideen und Vorstellungen.

Nicht als Marionette meiner selbst, dirigiert von den Machenschaften meiner Vergangenheit.

Sie existiert nicht mehr.

Die funktionierende Hülle.

Das Sein von Gestern ist nicht mehr das von Heute.

Auch ein Warten auf Morgen bedeutet nur eine Flucht aus der Wirklichkeit.

Der Realität.

Sie ist existent.

Im Sein.

Im Hier und Jetzt.

Genau dann, wenn du sie existent werden lässt, wenn du loslässt und zulässt.

Gewollt!