Antirealismus

Es gibt Dinge nicht in der Weise, wie wir es vom gesunden Menschenverstand her meinen. Sie sind surreal und von uns konstruiert (siehe „Konstruktivismus“).

aus: Vorlesung zur Metaphysik von Paul Hoyningen

Empiristisches Sinnkriterium

Ein Ding kann von einem Wahrnehmenden nicht objektiv wahrgenommen werden. Es fließt immer seine Bewertung mit rein. Da die Anbindung an die Welt nur über Sinneswahrnehmung passieren kann, fehlt der Bezug zur empiristischen Wirklichkeit und somit haben die daraus resultierenden Sätze keinen Sinn.

aus: Vorlesung zur Metaphysik von Paul Hoyningen

Der Schatz der Natur

Wenn ich sagen müsste, was an dem heutigen Tag besonderes geschehen ist, würde ich von einer Herde Schafe berichten, die vor mir die Straße überquerte. Rechts und links jeweils ein aufgebrachter, bedrohlich wirkender Herdenhund, die Befehle vom Hirten befolgend. Der Mann mit dem Hut und dem Stock in der Hand steht in Mitten von einem Meer aus grau-weißen Wollknäulen. Sich hektisch fortbewegende Vierhufer, die vom Strom der andern mitgerissen werden. Um nicht in der Masse unter zu gehen, muss das Schaf Schritt halten können. Dicht gedrängt, den Weg vor sich nicht erkennend.

Nicht mal 30 Sekunden sind vergangen seit ich die Bremse getätigt habe, um den Tieren den Vortritt zu gewähren. Die Straße vor mir ist wieder frei, übersät mit kleineren Erdhaufen an der Stelle, wo die Herde ihren Weg nahm. Keines scheint verletzt, alle haben unversehrt ihr Ziel erreicht und grasen schon wieder entspannt auf der nächsten Wiese. Ein faszinierender Vorgang, wie aus einem fiktiven Film und doch so banal und „natürlich“. Aber gerade deshalb vielleicht so besonders, weil das Gewöhnliche, das vom Menschen unberührte in unserer Welt an Bedeutung verloren hat. Diese Tiere folgen ihrem Urinstinkt. Schafherden und Hirten hat es schon gegeben, als ich nicht mal angedacht gewesen bin. Und doch sind sie aus unserem Bewusstsein verschwunden und gerade deshalb eine Rarität zu sichten. Wertvoller als jedes Stück Gold. Der Schatz der Natur.

Wenn Liebe zur Abhängigkeit führt

Wenn Liebe uns in eine Abhängigkeit geraten lässt, bei der wir uns unvollständig fühlen, bleibt die zweite Hälfte aus und es nur noch darum geht, zu überleben, da das Atmen schwerer fällt, die Gedanken nicht fokussiert werden können und sich alles anfühlt, wie ein dich tiefer ziehender Morast oder eine glühend schmerzende Wunde, kann es dann noch Liebe sein, die für einen gut ist und lässt sich diese von der emotional gemachten Abhängigkeit unterscheiden?

Wieder Nichts

Wenn alles, woran du geglaubt hast mit einem Schlag vernichtet wird.

Was bleibt dann?

Der Boden unter deinen Füßen.

Dein festes Fundament.

Das Kartenhaus, das in sich zusammenstürzt.

Alles wankt, gibt keinen Halt mehr.

Erscheint ohne Sinn und Inhalt.

Es nimmt dir die Kraft.

Raubt dir Energie wieder aufzustehen.

Du bist wie gelähmt.

Eine Paralyse bis ins innere Mark.

Du kannst essen, du kannst schlafen, dich ausruhen aber nichts davon gewährt dir langanhaltenden Lebensmut.

Also sitzt du wieder da.

Starrst in die Leere vor dir und wartest darauf, dass dieser Zustand irgendwann ein Ende nimmt…

Erwachsene Kinder

Sind wir nun erwachsener geworden?

Streiten wir anders als früher?

Wir machen uns nicht mehr so schnell etwas vor.

Das Leben, menschliche Beziehung eingeschlossen, ist kompliziert.

„Es hat niemand gesagt, dass es einfach wird.“

Aber so schwer?!

Was ist heute anders?

Wir kommunizieren immer noch über Umwege.

Es entstehen weiterhin Missverständnisse.

Es werden wiederholt Gefühle des Schmerzes und der Verletzung ausgelöst.

Der Gedanke der Trennung steht ein weiteres Mal im Raum.

Was ist nun anders zu früher?

Sind wir etwa erwachsener geworden?

Streiten wir immer noch so?

Jein.

Wir sind vorsichtiger geworden.

Und umsichtiger.

Und reflektierter.

Wir haben gelernt.

Voneinander.

Miteinander.

Füreinander.

Verletzungen entstehen.

Wir machen uns keinen mehr vor, dass es nicht wieder passieren wird.

Denn wir sind vorsichtiger geworden.

Aber dennoch intensiv.

Tief verbunden.

Im Glauben an die ewige Liebe.

Wird es immer zu einem positiven Ausgang führen.

Ambivalente Gedanken.

Widersprüchliche Gefühle.

Es wird nicht einfach bleiben.

Fehlende Transparenz und vollkommene Verständnislosigkeit.

Den einen Tag das Gefühl tiefer Verbundenheit,

am nächsten ein kaum auszuhaltender Schmerz.

Der Wunsch nach Flucht und Veränderung.

Aber wohin?

In eine bessere Welt?!

Eine Illusion.

Denn wir machen uns keinen mehr vor.

Sind ehrlich zueinander, voreinander, miteinander.

Aber erwachsener?

Nein.

Denn in uns tobt weiterhin der Sturm unserer heimatlosen Kinder.

So lange bis Heilung geschieht.

Und sie festen Grund unter den Füßen verspüren.

Aber auch dann werden sie uns ein Leben lang begleiten.

Und auch als erwachsene Menschen wird in uns ein Stück der Unvernunft eines Kindes verweilen.

Nehmen wir es doch einmal liebevoll in den Arm und sagen ihm, wie gern wir es haben und dass es vollkommen ist.

Mein Kind.

Und dein Kind.

Als Erwachsene.

Mal wieder am Scheideweg…

Wie konnte ich nur annehmen,

dass sich etwas ändern würde?

Was bleibt ist Resignation.

Wie konnte ich nur hoffen,

ich würde wahr und ernst genommen?

Was bleibt ist unendliche Traurigkeit.

Wie konnte ich nur glauben,

ich hätte irgendetwas verständlich machen können?

Was bleibt ist große Enttäuschung.

Wie konnte ich nur davon überzeugt sein,

ich nähme einen entscheidenden Platz ein?

Was bleibt ist ein stechender Schmerz in der Brust.

Wie konnte ich mir nur zusichern lassen,

ich würde niemals wieder allein gelassen?

Was bleibt ist die Erinnerung.

Und Wut.

Und Entscheidung.

Mal wieder.

Am Scheideweg.

Ich frage mich…

Ständig frage ich mich,

was ich gewesen wäre ohne DICH.

Wie ich heute leben, handeln, denken

mich in Job und Haushalt würde verrenken,

würde ich dir nicht all‘ meine Liebe schenken

und dir das Leben so, wie es ist, verdanken.

So hat doch jeder Einfluss auf den anderen, ihn zu lenken

gibt mir wiederum zu bedenken

was anders gewesen wäre ohne dich.

ständig frage ich DAS mich…

Gottes Kaufladen

In einem fernen Land spazierte ein Wanderer durch eine Stadt und kam an einen Laden mit dem Türschild:

„Hier gibt es die Gaben Gottes“

Der Wanderer trat ein und sah hinter dem Ladentisch einen alten Mann, den er fragte: „Was verkaufen Sie?“ „Alle Gaben Gottes.“ „Sind sie teuer?“ „Nein, die Gaben Gottes sind umsonst.“

Erstaunt sah sich der Wanderer im Laden um und entdeckte Regale voller Tröge, gefüllt mit Liebe, Vasen mit Mut, Gläser mit Freude, Gefäße mit Glauben, Flaschen mit Hoffnung, Pakete mit Frieden, Kisten voller Freundschaft.

Die Augen des Wanderers glänzten vor Freude über diesen Reichtum. „So gebt mir recht viel von Gottes Liebe, allen Frieden und auch Freude. Hoffnung, Glaube, Trost, so viel Sie entbehren können, und jede Menge Freundschaft.“

Der Alte überreichte dem Wanderer ein Päckchen, welches in die hohle Hand passte. „Das kann doch unmöglich alles sein?“

„Doch“, sagte der Alte. „Das ist alles. Im Laden Gottes kann man keine reifen Früchte kaufen, sondern nur kleine Samen, die gehegt und gepflegt sein wollen und langsam wachsen.“

– Aus „UR – das wahre Ziel“, Heft 36