Verborgen

„Ich wünschte, ich könnte den Menschensohn jetzt schon schauen. Vielleicht würde sich mir dann mehr erschließen als es jetzt tut. Jetzt offenbart sich mir nur, was offensichtlich zu begreifen. Alles andere und die damit offen gebliebenen Fragen bleiben mir verschlossen.“

Engeltanz

Loslassen. Abgeben. Abschied nehmen.

Schmerz zulassen, wahrnehmen, akzeptieren.

Es tut weh.

Es schmerzt.

Es hält fest.

Trauer, um Verlust.

Um das, was einmal war und nie wieder sein wird, wie zuvor.

Sich auf Neues einlassen, die Zeit, die kommt.

Unberechenbar.

Unkontrollierbar.

Unwiderruflich.

Der Tod.

Steht uns allen bevor

hebt uns empor

in eine Welt ohne Leid und Not.

Trauer und Schmerz

gibt es nicht mehr

kein Kampf mit dem Gewehr

Gezeter und Terz.

Friedvoller Glanz

in deinen Augen

voll tiefer Glauben

an einen Engeltanz.

Meine Pyramide

Pyramiden.

Ragen gen Himmel.

Laufen spitz zu.

Gleichseitig, vollkommen, polyedrisch.

Ein steiler Berg am Horizont, den zu erklimmen Mühe und Kraft bedarf.

Von der ich keine habe.

Von der ich keine fühle.

Von der ich nicht weiß, wie sie auszusehen vermag.

Pyramiden.

Geometrische Wunderwerke aus Sand und Gestein.

Atemberaubend, eindrucksvoll, erhaben.

Ich forme mir meine, aus Dreck und Staub.

Ungleichmäßig, asymmetrisch, tetraedrisch.

Die Ecken abgerundet, geschliffen von den Unwettern der Gezeiten.

Der beißende Wind nimmt Einfluss auf die Gestalt meines spitz zulaufenden Turms.

Ein Gebilde gezeichnet von Schmerz und Blut, verfärbt von den Tränen prägender Vorkommnisse.

Es ähnelt der Struktur aber nicht der Bedeutung.

Meine Pyramide.

Teilweise. Zumindest.

Bleierne Müdigkeit umgibt mich heute.

Fehlende Energie gibt meine Richtung vor.

Geränderte Augenringe überschatten mein gräuliches Gesicht, wie eine dichte Wolkendecke am Horizont.

Der Körper auf Standby, hält nur die wichtigsten Körperfunktionen aufrecht.

Belastende Gedankengänge treiben mich an, machen mich umtriebig.

Wobei der Trieb zur Selbsterhaltung ganz vorne ansteht und vom Trieb der Vervielfältigung verdrängt wird.

„Überleben“ heißt die Devise.

Nicht irgendwie aber in jedem Fall.

Der Geist verfällt in Selbstverachtung, kann er doch dem Anspruch der Funktion nicht gerecht werden.

Dafür sind die Gliedmaßen viel zu schwerfällig, die Gedanken in einer Abwärtsspirale abwertend.

Schlaf! Ist die einzige Intention, die sich in den Vordergrund stellt und der Perfektion ihre Selbstverherrlichung nimmt.

Zumindest teilweise.

Und zumindest so lange bis wieder ein anderer Zustand eintrifft.

Teilweise. Zuminest.

Off

Du spielendes Kind.

In mir.

Möchtest gesehen werden, anerkannt werden, ohne Kompromisse.

Du darfst nicht raus.

Bist zu umtriebig, zu ruhelos.

Könntest nur Wind aufwirbeln, Dämme aufbrechen, Unruhe stiften.

DAS möchte niemand.

Deshalb wirst du nicht akzeptiert, nicht toleriert, eingesperrt.

Sei erwachsen, bleibe nüchtern und neutral.

Zeige keine Gefühle nach außen, lasse dir nichts anmerken.

Bleibe sachlich und pragmatisch.

Nur DAS sichert dir Erfolg.

Fortschritt und Optimierung.

Das würdest du doch wohl nicht verhindern wollen, nicht behindern.

Also reiße dich zusammen und bringe das Kind in dir endgültig zum Schweigen.

Es geht mir auf die Nerven, sorgt für Ablenkung vom eigentlichen Weg und Kontrollverlust.

Aber du musst dich kontrollieren, beherrschen und angepasst sein.

Vergiss den Balg und ziehe einen Schlussstrich unter dein Vergangenheits – Ich.

Vergiss dich selbst und funktioniere als Teil des Organsystems.

On.

Gemäßigte Maßlosigkeit

Gemäßigt.

Gemächlich.

Gezähmt.

Alles in Balance halten.

Nur nicht krampfhaft werden.

Kampflos sterben.

Aufgeben?

Niemals.

Das Maß randvoll.

Lose schwirrt es umher.

Findet keinen Halt.

Keine Sicherheit.

Der Boden unter den Füßen.

Werden krampfhaft.

Kämpfend.

Wütend.

Ungezähmt.

Ungestühm.

Aufgebäumt.

Aufgeben?

Niemals!

Emotionaler Term

Kraftvoll und mutig voran.

Bloß keine Schwäche zeigen.

Ich bin nicht schwach. Nie.

Ich bin stark. Immer.

Auf der anderen Seite der Gleichung steht ein Mensch voller Emotionen.

Ein ganzer Rucksack gefüllt mit Gefühlen.

Fest verschlossen. Dicht bepackt.

Er drückt auf die Schultern.

Die Schwere der Last wird größer mit voranschreitender Zeit.

Welcher Rucksack?

Ich sehe ihn nicht.

Welche Last?

Ich fühle sie nicht.

Denn ich bin zu stark, als dass mich etwas aus dem Gleichgewicht bringen könnte.

Doch die Gleichung ist schon lange unausgeglichen.

Sie geht nicht auf, egal wie oft ich etwas von der einen auf die andere Seite schiebe.

Dabei liebe ich die Mathematik.

Zusammenhänge in Zahlen und Formeln auszudrücken.

Schön verschachtelt, übersichtlich in Watte gepackt.

Ich rätsel‘ weiter.

Ein neuer Term muss hinzu, ein mathematischer Ausdruck, der alles noch mehr vereinfachen wird.

Aber wie definiere ich einen Term, ohne zu wissen was er beinhalten soll?

Was?

Ich soll meinen Rucksack neu packen?

Aber ich weiß doch nicht einmal wie genau er aussehen soll, geschweige denn sich anfühlt.

Mir bleibt keine andere Wahl, als dieses ominöse Ding auf meinen Schultern zu registrieren, zu spüren.

Schließlich will ich die Mathematik nicht enttäuschen müssen, den neuen Zahlenwert Gestalt annehmen lassen.

Mit höchster Konzentration streife ich den Tragegurt von meinen Schultern und lasse ein Koloss von Tasche vor mir plumpsen.

RUMS.

Er ist schwerer als gedacht.

Ich fühle mich leichter als gedacht.

Ich bin schwächer gewesen als angenommen.

Ich spüre auf einmal eine Stärke, die nie da gewesen.

Jetzt erst weiß ich was Leichtigkeit bedeutet. Ich habe mich selbst belogen.

Jetzt erst wird mir klar, wie schwach ich eigentlich bin. Ich habe mich selbst betrogen.

Jetzt erst fühle ich mich stark. Ich habe es nicht besser gewusst.

Endlich kann ich mich meiner Dinge, dicht bepackt im innersten meines Rucksackes, annehmen.

Es schmerzt.

Es weint.

Es trauert.

Es wütet.

Es lacht.

Es jubiliert.

Es schmollt.

Es nervt.

Es grinst.

Ich bin überwältigt.

DAS alles soll ich sein?

DAS alles soll mein neuer Term beinhalten?

Es ist zu viel auf einmal.

Behutsam wähle ich drei von vielen:

Es zweifelt.

Es überlegt.

Es lächelt.

Mein neuer mathematischer Ausdruck soll all‘ dies beschreiben können.

Dann kann ich mich endlich wieder der Gleichung widmen.

Und weiter knobeln.

Und rechnen.

Und rätseln.

Und gespannt sein.

Was als nächstes kommen mag…

Endlose Diskussionen

Lernen. Aufnehmen. Verstehen.

Es gibt so viel zu tun.

Arbeit als sinnvolle Lücke im Treiben.

DAS wird akzeptiert.

Anerkannt. Honoriert.

DU hast deinen Teil beigetragen.

Wie beeindruckend.

Eindrucksvoll erdrückend.

Niederschlagend. Erschlagend.

Eine Welle von Emotionen.

Überrollt deine Planung.

Es sind viele. Bewegend.

Erregend. Bestaunen, was bewegt wurde.

Gemüter erregt und zum Umdenken bewegt.

Es gibt so viel zu tun.

Unüberschaubar. Unübersichtlich.

Erschauernd.

Ersichtlich?

Wir müssen es nur wagen, den ersten Schritt zu gehen.

Den Weg in Angriff zu nehmen.

Nie aufhörend zu hinterfragen.

Und Lernen.

Und Aufnehmen.

Und vielleicht verstehen.

Begreifen.

Glauben.

Annehmen.

Im Herzen verankern und dort für eine Weile verweilen.

Ein festes Fundament.

Überzeugte Argumente.

Grundlegende Meinungen.

Akzeptanz und Toleranz.

Skepsis als Vorhut der Veränderung.

Abgeänderte Überzeugungen und überlegene Gegenargumente.

Diskussionen verstrickt in Ansichten und Überlegungen.

SIE sollen niemals enden.

Dieb in der Nacht

Du dunkle Macht, die plötzlich kommt.

Nimmst den Menschen ihr Sein, das Ich und den Verstand.

Nistest dich ein, wie ein Parasit.

Besetzt die Nervenbahnen, flößt ihnen Gift ein.

Unaufhaltsam. Rücksichtslos. Unwiderruflich.

Nimmst Schaden und hinterlässt Wunden, bei den Menschen, die deinen Wirt lieben.

Denn Liebe ist für dich ein Fremdwort.

Du wurdest geboren, um zu stehlen, hinfort zu reisen, was nicht dein.

Hinterlässt nur Schein und eine Hülle aus Pergament.

Dünn, zart, empfindsam.

Unumgänglich. Gnadenlos. Irreversibel.

Der heutige Stand der Wissenschaft hat dich noch nicht erfasst, nur umschrieben.

Spekulierend, mutmaßend, verunsichernd.

Wer bist du?

Hat es einen Nutzen, dass du zerstörst?

Weil Zerstören deiner Natur entspricht.

Langsam. Qualvoll. Vollendend.

Schleichst dich ein, still und heimlich.

Verweilst, nimmst und gehst.

Die Fülle in dir

Verborgene Fähigkeiten.

Ruhen in dir.

Können nicht zum Vorschein kommen, wenn du es nicht zulässt.

Nicht loslässt von selbst gemachten Erwartungen und Vorstellungen von Richtig und Falsch.

Die Definition deiner Gedanken, wie Probleme entstehen, sich entwickeln und zu negativen Emotionen werden, entscheidet über dein Handeln.

Ist es frei vom Müssen?

Frei von Anspruch?

Wähle achtsam und weise deine Wege zu gehen.

Gehe in kleinen Schritten und schlage einen überschaubaren Pfad ein.

So kannst du nicht so schnell auf Abwege und in Sackgassen geraten.

Jede Straße hat ihre Biegungen.

Manche mehr, manche weniger.

Jede Situation hat mehrere Seiten, so wohl schwarze, weiße als auch die Zwischentöne.

Mische bedacht die Farben deiner Zukunft und nehme die Fülle der Gegenwart bedingungslos an.